Mia Pitroff: Warum ist der Ingwer der Messias unter den Knollengewächsen? Warum ist „Do what you love and love what you do!“ der Fluch unserer Generation? Aber ein Einhorn zu werden auch keine Lösung? Wie erklärt man einem fünfjährigen Kind, dass es auf einem Park-und-Ride-Parkplatz keine Ponys gibt? Und warum sind junge Eltern auf dem Weg in den Zoo aufwendiger ausgerüstet als Reinhold Messner auf dem Weg zum Nanga Parbat? Wieso ziehen sich die Leute in Pornos immer nur aus und nie mal was Nettes an? Und während selbst Nachbars Goldfisch seinen eigenen Beauty-Kanal auf Youtube pflegt, stellt Mia Pittroff ganz lakonisch fest: Wahre Schönheit kommt beim Dimmen.
Nikita Miller: „Ich will später mal Feuerwehrmann werden“, Nikita Miller, sechs Jahre alt, hat das nie gesagt. Nikita wusste nämlich nie so wirklich genau, welchen Beruf er sein ganzes Leben lang ausüben möchte. Also fuhr er seine ganz eigene Strategie: jeden erdenklichen Job annehmen und ausprobieren. Um herauszufinden, was er nie wieder machen möchte. Nie wieder will er Schmuck aus dem Kofferraum im Rotlichtviertel verkaufen. Nie wieder will er als Türsteher Kokser aus angesagten Clubs schmeißen. Nie wieder will er Wohnungen von Verstorbenen entrümpeln. Nikita Miller bezeichnet sich selbst als comedic Storyteller. Seine Erzählungen porträtieren Nikitas Jugend, gefärbt von russischen Einflüssen und zahlreichen unfassbaren Erlebnissen.
Florian Hacke
Ein Atemkurs für Wutbürger*innen (sic!) und alle, die es nie werden wollen.
Ob bei Facebook oder im echten Leben, bei Maischberger oder bei Lanz, auf der Straße von Wildfremden oder bei Familienfesten mit Verwandten. Tagtäglich wird es in die Kommentarspalten gehackt, laut beklagt oder sich verschwörerisch zugeraunt: „NICHTS DARF MAN MEHR!!1“. Aber Halt! Ist das wirklich so? Darf man jetzt gar nichts mehr? Die schockierende Wahrheit lautet: Doch. Wenn du nicht gerade hetzt, verleumdest oder den Holocaust leugnest, darfst du per Gesetz fast alles. Geh auf die Straße und verbrenne die neue Fassung von Pippi Langstrumpf, denn „DER HEISST NICHT SÜDSEEKÖNIG!!1“, bade in den letzten Beständen Z-Soße, du darfst es. Aber muss man es auch machen, nur weil man es darf?
Die simple Antwort: „Nein.“ Und während einige deswegen (mal wieder) den Untergang des Abendlandes prophezeien, hält nicht nur Florian das schlicht für eine Frage der Empathie.
Das darf Satire nämlich auch. Ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit viel düsterem Humor bohrt er in den Wunden des Kleinbürgertums, entlarvt rechte Empörung genauso wie linke Beißreflexe und tritt den Zukunftsverweigerern verbal und mit Anlauf ins Gesicht.
Noch nie war soviel sagbar wie heute. Aber die Welt ist mittlerweile einfach zu komplex für den behäbigen Altherrenhumor von Vorgestern.
Es lebe die Grauzone! Make Ambivalenz great again!